In Kundengesprächen werde ich immer wieder Zeuge, wie Menschen stumpf ihr Gehirn ausschalten und nur nach mehr Fans für Ihre Facebook Seite geiern. Alle möchten nur Fans, Fans und wieder Fans, alles andere interessiert sie nicht. Warum ist das so? Es scheint bei vielen wie eine Erektion (sorry) zu sein – diese Fan-Geilheit bei Facebook schlägt einfach nur über. Hier meine Meinung zu diesem Thema.
In der Welt der sozialen Medien sind sich die meisten Experten zumindest in einer Sache ganz klar einig: Es kommt nicht in erster Linie darauf an, wie viele Fans eine Facebook Seite hat. Was zählt, sind unter anderem die Aktivitäten der Fans (Stichwort: Engagement-Rate). Klar gibt es noch andere wichtige KPIs (KPI: Key Performance Indicator, dt. Leistungsindikator) – darum geht es hier in erster Linie aber nicht. Und mit Aktivitäten meine ich vorrangig Likes, Comments und Shares für den veröffentlichten Content (Text, Bild, Video).
Die Kombination aus diesen drei Faktoren stellt die perfekten Gewürze dar! Was bringt es, wenn die Fans einschlafen oder genervt sind von den Inhalten, weil unter jedem Beitrag mittlerweile Hashtag-Spamming stattfindet (z. B. #Restaurant #Bielefeld #Wirsindgeil #Toll #Lecker), was ich zunehmends beobachte. Hashtags werden laut offizieller Aussage von Facebook nicht mal in die Berechnungen hinsichtlich des Wertes einer Fanpage einbezogen, was viele noch nicht verstanden haben. Der Sinn ist ein ganz anderer, dazu später mehr.
Fans zu Markenbotschaftern machen
Hört sich heftig an? Ist aber gelebte Realität! Jeder aktive Fan hat das Potential zum Markenbotschafter (siehe Apple), man muss ihn nur mit sinnvollen, unterhaltsamen, lustigen, emotionalen und informativen Content abholen und zu einer Interaktion bewegen. Die Aktivitäten sorgen für eine virale Verbreitung und katapultieren die eigene Facebook Seite in den News Feeds nach oben. Hier kommt der Facebook EdgeRank (mittlerweile: News Feed Ranking Algorithmus) zum Tragen, der größtenteils die Interaktion der Fans als Berechnungsgrundlage heranzieht.
Fanpagekarma hat beispielsweise 2013 in einem Artikel festgestellt, dass die meisten bekannten Seiten einen sehr geringen Engagement-Wert aufweisen. Bei Fanseiten über 1 Mio. Fans sinkt die Engagement-Rate sogar deutlich. Fühlen sich die Fans irgendwann genervt oder gelangweilt? Eine berechtigte Frage an dieser Stelle.
Die Untersuchungen haben zudem ergeben, dass hier und da mal schnell auf „Gefällt mir” geklickt wird, ohne jedoch wirklich „Interessiert mich” zu meinen. So kann ich Coca-Cola vielleicht leckerer finden als Pepsi, was nicht gleich heißt, dass die Inhalte von Coca-Cola spannender und unterhaltsamer für mich sind. Ich denke, dass gerade bei größeren Seiten eine breite Masse an Fans vorhanden ist, die einfach nur mitschwimmt. Die meisten lesen mit oder wollen sich über Aktionen und Neuerungen informieren. Die erste Hürde stellt da schon mal der Like-Button dar, noch größer wird die Hemmschwelle beim Kommentieren und Sharen von Beiträgen. Ihr merkt, dass der Social-Media-Kosmos sehr komplex ist und nicht umsonst viele ihr täglich Brot damit verdienen und ganze Bänder zu diesem Thema vorhanden sind.
Ja und heutzutage ist es nicht schwer, mehrere tausend Fans für wenig Geld zu kaufen. Mit dieser Methoden wurden einige bekannte Firmen, Stars und Berühmtheiten bereits ertappt und hatten das üble Nachsehen. Denn durch Fankauf täuscht man sich selbst und die echte Fan-Community.
Obendrein schadet es der eigenen Reputation. Behaltet immer im Hinterkopf: Es gibt nicht nur den Alles-Poster als Nutzertyp, wie es sich viele Unternehmen in Bielefeld und OWL (und natürlich auch in ganz Deutschland) wünschen, sondern der Großteil der bei Facebook registrierten Personen gilt als stille Beobachter und müssen erst einmal diese „Information Overload” verarbeiten, die ihr ihnen täglich zumutet. Ich habe in diesem Zusammenhang vor einiger Zeit eine sehr gute Grafik des Unternehmens ReachLocal aus den USA entdeckt, dass die populärsten Nutzertypen in Facebook gelungen darstellt und auf die Herausforderungen aufmerksam macht. Das schließt die Thematik an dieser Stelle gut ab. Here it is:
Bildquelle (Titelbild): Mister Thoms, © thoms.it